Serge Avedikian
Serge Avédikian lebt im Hier und Jetzt. So wurde der armenisch-türkische Dialog für ihn nicht nur zu einem Weg zurück zu den eigenen Wurzeln, er lernte auch die andere, die türkische Seite verstehen. Dies fällt ihm umso leichter, da ihm Grenzen und Flaggen nichts bedeuten. Mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen und dennoch seinen Gedanken keine Grenzen setzen: Diesen feinen Balanceakt beherrscht Serge Avédikian mit Bravour. So ist er ein weiteres Glied der unendlichen Kette, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet.
Serge Avédikian spielt Sergei Paradschanow in dem Film „Der Paradschanow-Skandal“ aus dem Jahr 2013. © DR |
Serge Avédikian reist viel und gerne, seine armenisch-französische Herkunft ist ihm stets eine gute Führerin. Körper und Geist sind die eines Mannes, der auf ein Erbe zurückblickt, das aus drei Ländern stammt: Im damaligen Sowjetarmenien kam er zur Welt, dort verbrachte er die ersten fünfzehn Jahre seines Lebens. In Frankreich hatten seine Eltern nach dem Völkermord Zuflucht gefunden und das Land ihrer Wahl lieben gelernt, sie ließen sich jedoch von den Verheißungen der Sowjetunion ins vermeintliche Paradies der armenischen Teilrepublik locken. In dem kleinen nordwestanatolischen Örtchen Sölöz unweit des Marmarameeres liegt die Wiege der Familie Avédikian, von dort kamen die Großeltern.
Mary, die Heilige
Mary Graffam |
Avedis aus Sölöz
Die Familie Avédikian 1960 in Armenien. V.l.n.r.: Serges Schwester Marguerite, Großvater Avedis, Großmutter Aghavni, Mutter Suzanne, Vater Grégoire und schließlich Serge selbst. |
Der Sohn von „Achpar“
Dieses Dokument aus dem Jahr 1947 ist ein Beleg für die Einreise der Familie Avédikian in die Armenische Sowjetrepublik. Mit freundlicher Genehmigung des armenischen Nationalarchives. |
„Als ich 1970 in Frankreich ankam, hatte ich meinen sowjetischen Pass verloren und besaß noch nicht die französische Staatsbürgerschaft. In meiner damaligen Lage erging es mir als Staatenlosem recht gut. Ich sah in Armenien nie meine Heimat, denn meine Eltern waren nicht dort zur Welt gekommen. Dennoch bleibt die Tatsache, dass die Wurzeln unserer Familie in Armenien liegen. ‚Staatenlos‘ bedeutete für mich, dass ich beides sein konnte, dass ich mich als jemand ‚von hier‘ betrachten und mich zugleich „für dort“ engagieren konnte und durfte. Meine Freiheit nicht wählen zu müssen möchte ich unbedingt behalten“, sagt Serge Avédikian.
Suzanne und Grégoire 1955 in Jerewan. |
Ein Filmplakat von „Le pull-over rouge“ aus dem Jahr 1979/1980. |