Die Eltern von Bea Ehlers-Kerbekian. Hochzeitsfoto. |
Heute hat sie den inneren Frieden mit der Vergangenheit geschlossen, doch als Kind sah sie sich mit der gradlinigen Denkweise ihrer Nachbarn und mit den Erwartungen ihres Vaters konfrontiert. „Mein Vater fühlte sich der „deutschen Hochkultur“ verpflichtet und das implizierte eine strikt vorgegebene Lebensweise. Es war unsere Mutter, die Lebensfreude in unseren Alltag brachte“, erinnert sie sich. „Meine Mutter war eine stolze Armenierin. Was mich betrifft, so weiß ich, dass der stärkere Teil in mir auf jeden Fall das Armenische ist. Der Mut zu starken Emotionen und zur Leidenschaft, der Zusammenhalt in der Familie, das Lachen und die Lebendigkeit - das ist das Armenische, das ich von meiner Mayrik (zu Deutsch: Mutter) kenne. Ich bin ihr für all diese Eigenschaften unendlich dankbar“, sagt Bea liebevoll.
Beas Mutter Maro Kerbekian musste in ihrem Leben oft den Wohnort wechseln, bevor Deutschland zu ihrem festen Wohnsitz wurde. Sie war eine intelligente und lebensfrohe Frau, die acht Sprachen fließend beherrschte. Doch ihr Lebensmut wich manchmal einer tiefen Trauer und machte sie für ihre Kinder unzugänglich. „Dann kamen solche Sätze wie: ‚Bea, weißt du, sie haben uns abgeschlachtet wie Tiere, den schwangeren Frauen die Kinder lebendig aus dem Leib geschnitten.‘“
Aber was war mit Maro genau passiert, welche Lebenserfahrung und Vergangenheit hatte sie? Schließlich waren es ihre Eltern, die den Genozid erlebt hatten. Die Antwort auf diese Frage blieb Bea lange Zeit verwehrt, bis sie eines Tages ihren Onkel Gago bat, seine Memoiren aufzuschreiben. Er kam ihrer Bitte nach.