Armenische Herkunft der Bayern?

German
Von Azat Ordukhanyan
 
Armenische Herkunft der Bayern?
 
Armenische Historiker berichten, dass der armenische König Tiridates (287-330) zusammen mit Gregor dem Erleuchter etwa dreihundert armenische Elitesoldaten nach Rom brachte. Später wurde diese Militäreinheit in Deutschland (damals Alamank bzw. Alemannen genannt) angesiedelt.  
 
Diese Angaben könnten gemeinsame Wurzeln mit den Geschichten über die armenische Herkunft der Bayern haben. Besungen wurde die armenische Herkunft der Bayern in dem berühmten deutschen  „Annolied“, das inbesondere im 12. Jahrhundert große Verbreitung fand. Im Annolied heißt es:
 
„Ihr Geschlecht sich dorthin hatte gewandt,
Aus Armenien kommend, dem bergigen Land,
Wo Noah aus der Arche ging,
Als den Ölzweig er von der Taube empfing.
Ihren Stand noch heute die Arche hat
Auf dem hohen Berge Ararat.
Man sagt, es geb` da noch Leute genug,
Die sich bedienten der deutschen Zung`.
Gegen Indien hin in weiter Fern`;
Die Bayern zum Kampf stets zogen gern;
Den Sieg, den Caesar an ihnen erfocht,
Hat mit Blut er nur zu erkaufen vermocht.“
 
Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden die legendarischen deutschen Geschichten über die armenische Herkunft der Bayern insbesondere in Süddeutschland als wahre Geschichten in Lehrbüchern festgehalten. 
 
Auch gab es im Mittelalter einige Adelshäuser, die mit ihrer armenischen Herkunft prahlten. Das Thema wurde auch von Historikern und Philologen oft aufgegriffen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat diese Frage jedoch kein ernsthaftes Interesse mehr hervorgerufen und verschwand allmählich aus dem Bewusstsein der Bevölkerung.
 
Gewisse Vorstellungen über Armenien, seinen heiligen Berg Ararat und das armenische Bergland gab es in Deutschland vor allem durch biblische Texte. Da Armenien bei der Ausbreitung des Christentums eine herausragende Rolle gespielte hatte, ist es anzunehmen, dass Informationen über einzelne Armenier durch kirchliche Schriften in Deutschland bekannt wurden. Armenische Kirchenväter wurden in der lateinischen Kirche heiliggesprochen und ihre Verehrung war in Deutschland weit verbreitet. Lesen Sie über die Verehrung der armenischen Heiligen in Deutschland hier
 
 
Quellen:
Dardel, Johannes: Armenische Chronik. St. Petersburg 1891, S. 5 (in armen. Sprache); Mnatsakanyan, Asatur: Armenische mittelalterliche Volkslieder. Jerewan 1956, S. 275 (in armen. Sprache) 
Rödiger, M.: Deutsche Chroniken, 1. Band, Hannover 1895, S. 121-122; Topakian, Gerda: Die Bayerisch-Armenische Stammessaga. In: Handes Amsorya. Zeitschrift für armenische Philologie, Januar-Dezember, CI Jahrgang, Wien 1987, S. 925-937.  
Sattler, W.V.: Lehrbuch der bayerischen Geschichte, München 1868. 
Spohn, Georg R.: Armenien und Herzog Naemes. Zur bayerischen Stammessage im Mittelalter und bei Peter Harer. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Bd. 34, München 1971. 
Störmer, Wilhelm: Die Baiuwaren: Von der Völkerwanderung bis Tassilo III., Verlag C.H. Beck, München 2002, S. 13-17. 
Weber, Simon: Ararat in der Bibel. In: Theologische Quartalschrift, 83. Jahrgang, Ravensburg 1901, S. 321-374.  
 
 
Bild: Heribert Pohl (CC BY-SA 2.0)
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