Blasius von Sebaste

German
Von Azat Ordukhanyan
 
Der Heilige Blasius († um 316): Patron der nach ihm benannten Stadt St. Blasien (Baden-Württemberg), Gedenktag: 3. Februar  
 
Blasius (Armenisch: Barsegh) kann man mit Recht zum berühmtesten Armenier in der Geschichte nicht nur Deutschlands, sondern Europas zählen. Christlicher Legende nach ließen sich die Tiere des Waldes von ihm segnen und heilen.
 
Blasius wurde in der Stadt Sebastia (heute Sivas) in Kleinarmenien geboren. Er stammte aus einer wohlhabenden armenischen Familie und konnte es sich leisten, den Beruf des Arztes zu ergreifen. Tolerant, hilfsbereit und fromm, wie er war, hat er unzählige Menschen verarztet, geheilt und ihnen das Leben gerettet. Dabei spielte es für ihn keine Rolle, ob der Hilfsbedürftige heidnischen oder christlichen Glaubens war, welchen sozialen Status oder welche Nationalität er hatte. Die Bewohner seiner Heimatstadt wählten ihn zum Bischof. 
 
Das Christentum war bereits 301 in Großarmenien durch König Tiridates III. zur Staatsreligion erklärt worden. Die Armenische Kirche hatte bereits ihre Bischofssitze im ganzen Land etabliert. Kleinarmenien hingegen war mit seiner Hauptstadt Sebastia damals von den Römern besetzt und zur römischen Provinz Armenia umgewandelt worden. Hier gehörten die Christenverfolgungen bis zu Konstantin dem Großen zur Tagesordnung.
 
Zur Zeit des römischen Kaisers Licinius (bis 324 n.Chr.) beginnen die Römer den Bischof Blasius wegen seines christlichen Glaubens zu verfolgen. Er zieht sich in eine Felsenhöhle zurück, wo sich der christlichen Legende nach die Tiere des Waldes von ihm segnen und heilen lassen. Aber die Jäger des Stadtpräfekten Agrikolaos entdecken ihn bald. Sie schlagen ihn zuerst mit Stöcken, dann zerfleischen sie ihn mit einem eisernen Kamm und enthaupten ihn schließlich. Seit etwa 316 n. Chr. wird er als Märtyrer verehrt.
 
Seine Verehrung gelangt durch gläubige römische Soldaten, durch Armenier und Griechen zuerst nach Süditalien, später in die Schweiz, in das Heilige Römische Reich, dann in die Nachbarländer bis in die Städte Nordfrankreichs, schließlich nach Spanien, Portugal, Island; später auch nach Südamerika, Frankreich und Deutschland.   
 
Seit dem 12. Jahrhundert wurde Blasius hierzulande vor allem durch Kreuzzügler volkstümlich. Der berühmte Heinrich der Löwe, der mächtigste Fürst des Reiches, errichtete 1173 unmittelbar nach der Rückkehr von seiner Pilgerreise ins Heilige Land, wo er auch viele armenische Ortschaften kennenlernte, zu Ehren des Hl. Blasius die Stiftskirche St. Blasii - Dom am Braunschweiger Burgplatz.
 
Das gesamte Mittelalter hindurch war die Verehrung des Hl. Blasius in Deutschland verbreitet. Er zählt noch heute zu den beliebtesten Heiligen in Deutschland. Viele Kirchen, Verbände und Organisationen, Schulen und Straßen tragen seinen Namen. Blasius ist auch der Namensgeber für eine Stadt in Deutschland: St. Blasien, eine Stadt in Baden-Württemberg.
 
In Deutschland galt er als Schutzpatron der Ärzte, Bäcker, Bauleute, Maurer, Schumacher, Schneider, Strumpfwirker, Wollweber, Wollhändler, Windmüller, Gerber, Nachtwächter, Musikanten, Gipser, Hutmacher und Wachszieher. Sankt Blasius trat als Schutzheiliger an die Stelle des alten Viehgottes Volos. Er gilt als Beschützer der Schaf- und Ziegenherden, insbesondere aber der Pferde.
 
In der deutschen christlichen Tradition ist der Hl. Blasius der erste Helfer gegen Halsweh, Atemproblemen, Blähungen, Husten, Kinderkrankheiten, Zahnschmerzen, Blutungen, Blasenkrankheiten, Geschwüre, Koliken, Pest, Stürme, wilde Tiere aber auch gegen Gewissensbisse. Zugleich ist er Wetterheiliger. Vierzig Tage nach Weihnachten, am 3. Februar, dem Blasiustag, der im Mittelalter ein großer Bauernfeiertag war, endet der weihnachtliche Festkreis. Ab dem 14 Jahrhundert zählt Blasius zu den vierzehn heiligen Nothelfern. 
 
Doch erst im 16. Jahrhundert entstand im deutschen Sprachgebiet der berühmte Blasiussegen, der an seinem Gedenktag im Februar gespendet wird, indem die Priester zwei gesegnete und in Form des Andreaskreuzes gekreuzte brennende Kerzen vor Gesicht und Hals der zu Segnenden halten und beten: „Auf die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist!“  
 
 
Quellen: 
Lexikon für Theologie und Kirche. Hrsg. von Josef Höfer, Rom und Karl Rahner, Innsbruck, Zweiter Band, Freiburg 1958, S. 525-526. 
Wimmer, Otto: Kennzeichen und Attribute der Heiligen. Innsbruck-Wien1993, S. 94. 
Endres, Wolfgang: Licht vom Orient: Blasius aus Sebaste als Freilichtspiel bei den Domfestspielen St. Blasien. In: Armenisch-Deutsche Korrespondenz, Jg. 2002, Heft 2, Nr. 116, S. 43.  
Wimmer, Otto und Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen. Innsbruck-Wien-München 1982, S. 174. 
Krug, Antje: Die antiken Gemmen am Armreliquiar des hl. Blasius in Braunschweig. In: Der Welfenschatz und sein Umkreis. Hrsg. von Joachim Ehlers und Dietrich Kötzsche. Mainz 1998, S. 93-111.  
Quast, A.: Der Sankt-Blasius-Dom zu Braunschweig, seine Geschichte und seine Kunstwerke. 3. Auflage, Braunschweig 1982. 
Stahleder, Erich: Landshut. Dominikanerkirche St. Blasius. München 1982. 
1000 Jahre St. Blasius in Münden. Hrsg. von Wilhelm Barth, mit Beiträgen von Karl Brethauer, Alwed Henking, Walter Kaufmann und Rene Leudesdorff. Hamburg 1980. 
Freiburg im Breisgau: Stadtkirche und Landskreis. Band I. Erster Halbband. Freiburg 1965, S. 282-284. 
Stadler, Georg: St. Blasius / Bürgerspital. Salzburg 1983. 
St. Blasius zu Ehingen an der Donau. Hrsg. vom Katholischen Stadtpfarramt Ehingen/ Donau
 
 
Bild: Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon.
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