100 LIVES: Konntest Du dir damals vorstellen, dass Du eines Tages Weltmeister wirst?
Ich habe schon immer davon geträumt, Weltmeister zu werden, damit ich eine gute Zukunft habe. Aber dass ich es so weit bringen würde, das habe ich nicht erwartet. Meine Eltern haben immer dafür gesorgt, dass ich diverse Sportkurse besuche. Bis zu meinem achten Lebensjahr habe ich Athletikkurse besucht, mit zwölf Karatekurse. Später befasste ich mich ernsthaft mit Radsport, weil mein Onkel dies auch tat. Er war damals in der Sowjetunion Radsportmeister. Außerdem wollte ich unbedingt ein Fahrrad haben, aber meine Eltern waren dagegen. Wir wohnten damals in einer Gegend, wo sehr viele Autos fuhren. Alle meine Mitschüler hatten ein Fahrrad, nur ich durfte keines besitzen. So meldete ich mich für den Radsportkurs an und wurde mehrfacher Meister im Radsport in Armenien.
100 LIVES: Und wie kam es, dass Du Boxer wurdest?
Ich habe die Boxkämpfe von Mike Tyson verfolgt und das Boxen gefiel mir. Ich wollte ein genauso starker Sportler sein wie er. Als wir nach Deutschland kamen, ging ich zum Sauerland-Boxstall, stellte mich vor und sagte, dass ich Boxer werden will. Sie nahmen mich zunächst für etwa zwei Monate als Sparringpartner. Nach der Probezeit wusste ich, dass ich so nicht weiter machen wollte und sagte: „Entweder ihr wollt mich oder nicht. Trefft eine Entscheidung!“ Daraufhin bekam ich einen Vertrag und bin seit 2003 bei Sauerland.
100 LIVES: Was bedeutet das Boxen für dich?
Das ist mein Leben. Das bedeutet für mich alles.
100 LIVES: Ist das Boxen auch eine gewisse Art zu denken?
Im Boxkampf musst Du an erster Stelle gut und schnell denken können. Denkst du nicht schnell genug, wird der Gegner es zu deinem Nachteil auszunutzen wissen. Aber natürlich ist es auch wichtig, die Boxtechnik zu beherrschen: Du musst voraussehen können, wohin sich die Hand deines Gegners bewegt, noch bevor er die Bewegung gemacht hat.
100 LIVES: Viele Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens gewisse Prinzipien. Richtest Du Dich auch nach einem Prinzip?
Im Ring ist es besser zu sterben, als in die Knie zu gehen. Das ist mein Prinzip.
100 LIVES: Du bist in mehreren Filmen aufgetreten, auch mit dem bekannten deutschen Schauspieler Till Schweiger. Wie wahrscheinlich ist eine Schauspielkarriere für Dich?
Es gab immer mal solche Angebote. Aber ich würde heute nicht von einer Schauspielkarriere reden wollen. Ich bin Sportler und stecke all meine Energie in den Sport. Alles andere danach.
100 LIVES: Wie lange bleibst Du noch dem deutschen Profiboxen erhalten?
Naja, ich bin schon 35 Jahre alt. Ich habe nicht vor, sehr lange im Kampfsport zu bleiben. Ich will ja auch mal etwas vom Leben haben. Meine ganze Zeit, acht, neun Monate im Jahr, verbringe ich mit den Boxkämpfen. Ich wohne in Hotels, esse in Hotels. Es bleibt mir dann auch kaum noch Zeit für meine Nächsten.