Trotz der kräftezehrenden und zeitaufwendigen Finanzierung des Studiums meisterte Garabed Antranikian sein Biologiestudium hervorragend und durfte im Alter von 24 Jahren in Deutschland seine Promotion beginnen. Mit 80 Mark in der Tasche trat er die Reise nach Deutschland an, wo er sich mit seiner ungewöhnlichen Geschichte schließlich in der Göttinger Zeitung wiederfand.
Heute ist Professor Antranikian Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) und wurde mehrfach für seine Verdienste als Mikrobiologe ausgezeichnet, unter anderem mit dem höchstdotierten Umweltpreis Europas, dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
Professor Antranikian hat an der Universität viele Entwicklungen angestoßen und neue Lehrmethoden eingeführt. „Ich sage immer, IQ ist wichtig, aber EQ, die Emotionale Intelligenz ist wichtiger. Deshalb muss man beides haben, wenn man erfolgreich sein will. Es ist in Deutschland üblich, dass man sich in einem Fach spezialisiert, aber bei uns lernen die Studenten mehr als das. Solche Fächer wie Psychologie, Soziologie und Sprachen sind bei uns Programm. Das ist wichtig für die Entwicklung der Persönlichkeit, denn wir merken: Wissen allein hilft uns nicht.“
Professor Antranikian, selbst Nachkomme der Überlebenden des Völkermords an den Armeniern, forscht an Mikroorganismen, die in der Lage sind, in extremen Bedingungen zu überleben. Man nennt sie extremophile Mikroorganismen.
Sein Forschungsteam, das unter anderem eng mit japanischen Wissenschaftlern zusammenarbeitet, sucht in kochend heißen Wasserquellen nach robusten Mikroorganismen. So untersuchte Professor Antranikian gemeinsam mit seinem japanischen Kollegen Professor Koki Horikoshi Bohrkerne, die aus dem Meeresboden in der japanischen Suruga-Bucht geborgen wurden.
„Früher hat man gedacht, die Mikroorganismen sterben, wenn es zu heiß oder zu kalt wird oder unter Druck. Es gibt aber in der Tat Mikroorganismen, die extreme Bedingungen vertragen. Man kann sie kochen, sie würden dennoch leben. Sie sind nützlich in der Pharma- und Chemieindustrie. Die Enzyme dieser Mikroorganismen gewährleisten zum Beispiel die Sauberkeit der Wäsche, sie beseitigen Flecken und helfen, umweltschädliche Chemikalien zu vermeiden.“
Professor Antranikian war einer der wenigen Forscher, denen es gelungen ist, diese exotischen Mikroorganismen ausfindig und für die Industrie nutzbar zu machen. „Wichtig dabei ist, dass man ganz neue Wege geht. Wie im Leben auch. Standard brachte noch nie etwas Neues hervor. Wenn wir ungewöhnliche und innovative Sachen machen, kann das nur gut sein“, kommentiert Professor Antranikian scherzhaft und mit dem ihm eigenem Scharfsinn.